Dojo Regeln

Ein paar Grundregeln zur Etikette in Japan im Allgemeinen und im (Bujinkan-)Dōjō im Speziellen. Dies ist natürlich in nahezu gleicher Form für jedes Dōjō der Welt gültig :

  • Bevor du dich auf den Weg ins Dōjō machst stell sicher, dass sowohl du, als auch deine Trainingskleidung sauber und geruchsfrei sind. Deine Nägel sollten geschnitten sein und etwas Deo schadet auch nicht [Anm.: Die Japaner sind sehr dezent mit Deos – wärst du auch, wenn du jeden Tag mit 2 Millionen anderen Menschen in eine U-Bahn gepresst wärst. Also benutz etwas gegen Geruch aber nicht so viel, dass du damit auffällst]. Dein Dōgi sollte sauber sein und generell sollte nichts auf die Tatami abfärben/-reiben können.

  • Versuche es zu vermeiden deine Trainingskleidung schon auf dem Weg ins Dōjō zu tragen. Dies wird schnell als Ausdruck von Ego und Stolz gesehen. Du zeigst damit jedem dass du eine Kampfkunst betreibst. Du wirst niemals Japaner sehen, die Kobudō betreiben und dies tun. Also solltest du ganz einfach dein T-Shirt, deinen Dōgi etc. erst anziehen, wenn du im Dōjō ankommst. Bitte trage deinen Dōgi niemals bei Zugfahrten oder wenn du an anderen Menschen vorbeikommst.

  • Wenn du im Dōjō ankommst verbeuge dich, bevor du es betrittst. Sofort nachdem du eingetreten bist zieh deine Schuhe aus. Wenn sich ein Kamidana im Dōjō befindet, so stell deine Schuhe so weit wie möglich vom Kamidana entfernt auf. Im Bujinkan Honbu Dōjō bedeutet dies also, dass du dich nach rechts umdrehst und deine Schuhe so weit weg von der Tür stellst, wie möglich. Wenn du groß bist, versuche deine Schuhe an einen höheren Platz zu stellen. Wenn alle Schuhfächer belegt sind, so schau ob du dir ein Fach mit jemandem teilen kannst. Stell deine Schuhe niemals auf den Holzboden! Von hier aus kannst du dich umziehen.

  • Für deine Tasche gelten die gleichen Regeln, wie für die Schuhe. Bewahre sie so weit vom Kamidana entfernt auf wie möglich, und falls du groß bist weit oben. Wenn die Klasse gut besucht ist, teile dir ein Fach mit jemandem. Manche Trainingshallen haben spezielle Umkleiden (bspw. die Turnhalle in Kashiwa). In einem solchen Fall zieh dich erst um, verbeuge dich, bevor die Dōjō-Fläche betrittst und platziere deine Sachen so nah wie möglich an der Tür, falls es keinen Kamidana gibt, oder so weit wie möglich entfernt vom Kamidana, falls einer vorhanden ist.

  • Nachdem du dich umgezogen hast verbeuge dich, bevor du die Tatami Matten betrittst. Es ist nicht nötig sich jedes Mal wenn du sie nun verlässt und erneut betrittst neu zu verbeugen (obwohl manche dies tun). Du musst dich nur verbeugen, wenn du sie das erste Mal bei diesem Training betrittst und wenn du sie das letzte Mal verlässt.

  • Bezogen auf das Verbeugen vor und nach jeder Trainingseinheit sollten die Höhergraduierten vorne, näher am Lehrer sitzen. Natürlich kannst du das in Japan nicht immer wissen. Aber als Richtlinie kannst du dir merken, dass du als Weiß-/Grün-/Rotgurt eher hinten sitzen solltest. Auch wenn du deinen Schwarzgurt erst kurze Zeit hast, oder erst wenige Jahre trainierst, so setze dich eher nach hinten, wenn du viele Leute mit „älteren Gürteln“ siehst.

  • Nachdem du dich verbeugst kannst du gegenüber dem Lehrer statt des üblichen お願いします (onegai shimasu) auch etwas höflicheres sagen, wie bspw.: 宜しくお願いします(yoroshiku onegai shimasu), oder die Version die Josh nutzt: お願い致します (onegai itashimasu).

  • Sei dir während des Trainings deiner Umgebung bewusst. Wenn der Lehrer etwas vormacht und du im inneren Kreis stehst, so knie dich hin, setz dich in seiza, oder sorge anderweitig dafür, dass alle etwas sehen.

  • Wenn ein Lehrer dich als Uke aufruft, verbeuge dich von deiner aktuellen Position aus, bevor du die Technik empfängst, und erneut, bevor du dich wieder zu den anderen gesellst.

  • Es ist zudem EXTREM wichtig, dass du nicht als Uke auf den Lehrer zugehst, wenn er dich nicht explizit aufruft. Wenn du dir unsicher bist, ob du gemeint warst, bewege dich nicht, bis du sicher bist, dass du gemeint warst – frage im Zweifelsfall nach.

  • Ein Gast in einem japanischen Dōjō wird immer als niedriger graduiert als die Weißgürtler des Dōjōs angesehen. Du solltest deshalb sichergehen, dass alle direkten Schüler des Dōjōs Uke waren, bevor du selber die Technik empfängst. Falls du dir nicht sicher bist, wer all die Leute sind ist es eine gute Grundannahme, dass die Japaner direkte Schüler sind, und deswegen vor dir dran sein sollten. Im Anschluss sollten die Besucher drankommen, die höher graduiert sind als du. Wenn du einen Grün-/Rotgurt trägst, stell sicher, dass alle Schwarzgurte vor dir dran waren. Jene die als erste Uke sein wollen zeigen ihr Ego. Vor jemand anderem Uke sein macht dich nicht besser als sie.

  • Bevor du mit einem Partner trainierst solltest du dich vor ihm verbeugen und  „onegai shimasu“ sagen, oder eine der höflicheren Phrasen nutzen (wenn dein Partner ein älterer Japaner ist).

  • Du solltest deine Partner nicht unterrichten (es sei denn sie bitten dich um dein Feedback). Es ist nicht dein Unterricht und du solltest dort sein um zu lernen. Der Lehrer ist derjenige, der den Unterricht leitet.

  • Du solltest auch nicht übermäßig viel Widerstand leisten, wenn dein Partner die Technik nicht gut hinbekommt. Jeder ist dort um zu lernen und der Unterricht in Japan kann schon ohne zusätzliche Probleme durch den Partner sehr frustrierend sein. Du solltest deine Rolle als Uke dem Niveau deines Partners anpassen. Selbst erfahrene Schüler müssen erst ein Gefühl für die Technik und dafür wie sie funktionieren soll entwickeln, bevor das Widerstandslevel erhöht wird.

  • Nachdem eine Technik beendet wurde verbeuge dich vor deinem Partner und sage: ありがとうございます (arigatou gozaimasu) oder eine der höflicheren Formen wie: どうもありがとうございます (doumo arigatou gozaimasu).

  • Die Pausen im Unterricht sind nicht dafür gedacht Fotos mit dem Trainer zu machen, Geschenke zu überreichen oder nach Hilfe mit Angelegenheiten mit dem Honbu zu fragen. Bitte kümmere dich um solche Sachen nach dem Training. Die meisten Trainer nutzen die Pausen um über etwas zu reden von dem sie denken, dass es hilfreich für die Anwesenden sein könnte.

  • Wenn der Unterricht vorbei ist gelten die gleichen Richtlinien zum Abgrüßen, wie zuvor zum Angrüßen. Am Ende kannst du das höflichere „doumo arigatou gozaimashita“ statt des üblichen „arigatou gozaimashita“ nutzen. Hier nutzen wir die Vergangenheitsform (Anm.: also die Endung „ta“), statt  „gozaimasu.“

  • Vor dem Verlassen der Matte solltest du dich verbeugen und dann zum Bezahlen des Unterrichts anstellen (es sei denn das wurde vor der Klasse erledigt), bevor du etwas anderes tust. Das schlimmste was du tun kannst ist den Menschen der das Geld einsammelt (und der sich auch noch umziehen muss) warten lassen, weil du dich umziehst, bevor du bezahlst.

  • Nachdem du bezahlt und dich umgezogen hast, zieh deine Schuhe an und verbeuge dich (ins Dōjō blickend) innerhalb des Dōjōs und tritt dann rückwärts hinaus.

  • Von hier aus ist es üblichen zu warten, bis der Lehrer die Unterrichtsstätte verlässt. Dies nennt sich 見送り (miokuri). Wenn der Lehrer Auto fährt, solltest du dich an den Rand stellen und verbeugen, während sein Auto vorbeifährt und warten, bis das Auto aus deinem Blickfeld verschwunden ist, bevor du dich bewegst. Dies ist vermutlich der am häufigsten vernachlässigte Teil der Etikette. Oft tun dies nicht mal mehr die jüngeren Japaner. Wenn du also zeigen möchtest, dass du etwas – auch über die ältere – Etikette Japans weißt, ist dies eine gute Möglichkeit.

Dieser Post ist eine Übersetzung von Joshua Krill (mit Anmerkungen von mir, soweit vermerkt), welcher seit etlichen Jahren in Japan wohnt, direkter Schüler von Shiraishi-Sensei. Er hat sein eigenes Dōjō in Amerika. Ich freue mich sehr Josh seit 2013 als Freund bezeichnen zu dürfen, und dass er mir erlaubt hat seinen Beitrag zu übersetzen und zu teilen. Und ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen.

 

Florian Kollin

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